Einführung in die Emetophobie
Emetophobie, also die ausgeprägte Angst vor dem Erbrechen, betrifft viele
Menschen und kann das Leben erheblich einschränken. Während Erbrechen für die
meisten Menschen lediglich unangenehm ist, kann es bei Betroffenen regelrechte
Panik auslösen. Besonders werdende Eltern stehen durch die Emetophobie vor
zusätzlichen Herausforderungen, sei es in der Schwangerschaft oder im
Familienalltag mit kleinen Kindern, die anfälliger für Infekte sind. Ich schreibe hier
bewusst „Eltern“, auch wenn das Thema direkt eher Frauen betrifft, so sind doch
auch die Partner davon betroffen.
Schwangerschaft und Emetophobie
Für viele Frauen mit Emetophobie stellt die Schwangerschaft eine stressbeladene
Zeit dar und manche Frauen mit Kinderwunsch entscheiden sich leider deswegen
auch gegen ein Kind. Die morgendliche Übelkeit und das potenzielle Erbrechen im
ersten Trimester sind häufig eine große Sorge, ebenso wie der mögliche
Kontrollverlust während der Geburt. Leider berichten viele Schwangere mit
Emetophobie, dass sie beim Frauenarzt oder beim medizinischen Personal häufig
auf Unverständnis stoßen. Es wird oft davon ausgegangen, dass „Übelkeit einfach
zur Schwangerschaft gehört“, und viele Betroffene fühlen sich nicht ernst genommen
oder finden nicht die nötige Unterstützung.
Umgang mit Übelkeit und Erbrechen während der Schwangerschaft
Es gibt aber einige Maßnahmen, die schwangeren Frauen mit Emetophobie helfen
können:
• Akupressur und Akupunktur: passend für an Emetophobie erkrankte,
gibt es einen hilfreichen Druckpunkt für den Magen. D.h., um den Magen zu
beruhigen, solltest du nicht unbedingt den Bauch, sondern lieber deinen Arm
massieren. Der Punkt Perikard-6 gilt als „Meisterpunkt gegen Übelkeit“. Durch
leichten Druck auf diesen Punkt wird das Zwerchfell entspannt und Übelkeit sowie
Erbrechen werden gelindert. Ausserdem können Akupressur-Bänder, sogenannte
Seabands bei Übelkeit helfen und die Angst vor Erbrechen mindern. Weitere Tipps
und genaue Anleitungen findest Du in meinem Buch „Angst vor Übelkeit und
Erbrechen“.
• Routinen schaffen: Feste Essenszeiten und kleine, häufige Mahlzeiten
können dabei helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und so Übelkeit
vorzubeugen. Achte dabei auch auf leicht verdauliche Snacks, wie Cracker oder
Mandeln.
• Vitamine und grüne Power der Natur: Glücklicherweise gibt es einige
natürliche Mittel, die sanft wirken und helfen können, die Übelkeit zu lindern. Vitamin
B6 ist bekannt dafür, Übelkeit in der Schwangerschaft zu mindern. Studien zeigen,
dass es in moderaten Dosen oft eine effektive Unterstützung sein kann. Es wirkt
schon nach der Einnahme von 5-7 Tagen. Auch Ingwer gilt als bewährtes Mittel: egal,
ob als Tee, in kleinen Stücken gekaut oder als Nahrungsergänzung – Ingwer kann
Übelkeit beruhigen und ist dabei schonend für den Körper. Vor der Einnahme ist es
wichtig, die individuellen Maßnahmen mit der Ärztin oder Hebamme zu besprechen,
um die beste Unterstützung für Körper und Psyche zu finden.
• Medikamentöse Unterstützung: Sprich mit deiner Ärztin auch über
Medikamente gegen Übelkeit. Du solltest deine Phobie klar ansprechen, damit
medizinisches Personal die Notwendigkeit besser versteht. Vielleicht fühlst du dich
besser, wenn du von jemandem deines Vertrauens zu diesen Gesprächen begleitet
wirst.
• Atem- und Entspannungstechniken: Atemübungen oder Meditation
können dabei helfen, sich in angespannten Momenten zu beruhigen. Spezielle
Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung unterstützenden
Körper, weniger empfindlich auf Übelkeit zu reagieren.
• Hypnosetherapie: Hypnose hat sich für viele Menschen mit
Emetophobie als hilfreich erwiesen. Durch Hypnose können Ängste gezielt bearbeitet
werden, da die Methode unterbewusste Reaktionen beruhigen kann. Speziell auf
Emetophobie ausgerichtete Hypnosesitzungen können helfen, die intensiven
Panikreaktionen zu lindern und mit mehr Gelassenheit auf Übelkeit oder Erbrechen
zu reagieren.
• Psychologische Unterstützung: Eine begleitende Therapie und
Techniken wie progressive Muskelentspannung oder Atemtechniken können helfen,
die Kontrolle über die Angst zu behalten.
• Selbstfürsorge und Geduld: der Weg im Umgang mit Emetophobie erfordert
Geduld und Verständnis für sich selbst. Jeder kleine Fortschritt zählt, und
Selbstfürsorge sollte stets im Vordergrund stehen.
Psychologische Vorbereitung auf die Geburt
Da sich auch der Gedanke an den Kontrollverlust während der Geburt für Betroffene
als angstbesetzt herausstellen kann, hilft es oft, sich bereits im Vorfeld mit Ärzten,
Hebammen oder auch Therapeutinnen auf diese Situation vorzubereiten. So können
bereits in der Schwangerschaft passende Strategien entwickelt werden, um die Angst
in den Griff zu bekommen. Eine gut informierte Vorbereitung (z. B. durch
Geburtsvorbereitungskurse oder Gespräche mit anderen betroffenen Müttern) kann
helfen, Sorgen zu verringern.
Leben mit Emetophobie und Kindern
Kinder und insbesondere Kleinkinder haben ein empfindliches Immunsystem, was sie
anfälliger für Infekte macht. Dies setzt Eltern mit Emetophobie häufig unter enormen
Druck, da Erbrechen bei Kindern oftmals unerwartet auftritt. Neben der Sorge um die
eigene Reaktion empfinden viele betroffene Mütter/Eltern ein Unverständnis in ihrem
Umfeld. Auch im Kindergarten oder im Familienkreis wird die Angst vor Erbrechen oft
als überzogen abgetan, was den Druck zusätzlich verstärkt.
Umgang mit Schuldgefühlen und Verständnis im Umfeld
Eltern mit Emetophobie fühlen sich oft schuldig, wenn sie glauben, dass ihre Angst
die Beziehung zum Kind beeinträchtigt. Hier ist es wichtig, sich bewusst zu machen,
dass die Angst real ist und es vielleicht notwendig ist, professionelle Hilfe und
Unterstützung zu finden. Neben einer kognitiven Verhaltenstherapie, die hilft, sich
Schritt für Schritt der Angst zu stellen, können auch Selbsthilfegruppen hilfreich sein.
Ich arbeite mit einer Kombination aus verschiedenen Therapieformen und habe
einen Selbsthilferatgeber mit vielen hilfreichen und erprobten Übungen geschrieben.
Siehe weitere Informationen unter „Bücher“.
Fazit
Emetophobie stellt für werdende und junge Eltern eine Herausforderung dar, die
sowohl die Schwangerschaft als auch den Alltag mit Kindern beeinflussen kann.
Doch mit einer Kombination aus therapeutischen Maßnahmen – von der
Verhaltenstherapie über Hypnose bis hin zu gezielter Vorbereitung auf kritische
Situationen – lässt sich der Umgang mit der Phobie erheblich verbessern. Ein offener
Austausch mit dem sozialen Umfeld sowie medizinischen und pädagogischen
Fachkräften ist wichtig, um das Verständnis zu fördern und eine unterstützende Basis
zu schaffen. So können Eltern lernen, auch mit Emetophobie ein erfülltes
Familienleben zu führen, bzw. Möglichkeiten finden, die Emetophobie in den Griff zu
bekommen und zu besiegen.
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