Magersucht und Emetophobie?

Nicht jeder Magersüchtige hat Angst vor Kalorien

Viele Menschen – und ich muss ganz offen zugeben: Vor allem, wir Frauen – achten gern und regelmäßig auf unsere Figur. Sicher sind Sie mit mir einer Meinung: Dieser Kontrollmechanismus packt uns vor allem nach Weihnachten und vor dem Sommerurlaub.

Das alles findet üblicherweise in einem überschaubaren Rahmen statt: Wir verzichten auf die ein oder andere kalorienreiche Mahlzeit und werfen gern auch mal einen Blick in die Diät-Tipps der einschlägigen Magazine. Verzweiflung, wenn es nicht so funktioniert, wie gewünscht? Ja. Aber stets mit einem gewissen Augenzwinkern und der Hoffnung, beim nächsten Mal eben alles anders zu machen.

Nicht jeder kann mit dem Wunsch, abzunehmen, vergleichsweise entspannt umgehen. Für viele wird das Ziel, immer mehr an Gewicht zu verlieren, zu einem regelrechten Wahn. Sie leiden an Magersucht, einer Krankheit, von der inzwischen allein in Deutschland rund fünf Millionen Menschen betroffen sind. Was häufig übersehen wird: Magersucht kann Folge einer (zu spät erkannten oder auch formulierten) Emetophobie sein.

Angst vor dem Kontrollverlust

Die ständige Angst, zu dick zu sein oder unkontrolliert zuzunehmen, ist tatsächlich nur eine, wenn auch die bekannteste, Ursache von Magersucht. So beschreibt es die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Um das zu erreichen, schränken Betroffene ihre Mahlzeiten teilweise oder vollständig ein. Kalorien sind ihnen ein Graus. Wenn doch mal etwas unter viel Zwang im Magen landet, wird es nicht selten erbrochen. Den Blick in den Spiegel nehmen Magersüchtige nicht mehr objektiv wahr, sondern interpretieren ein wünschenswertes Idealbild hinein, das sie nie erreichen werden und das am Ende sogar tödlich sein kann.

Was ist Magersucht?

Die Magersucht, die medizinisch korrekt als Anorexia nervosa bezeichnet wird, ist eine Sonderform der klassischen Anorexie. Zugrunde liegt in den meisten Fällen eine psychische Erkrankung. Sie tritt vor allem während der Pubertät auf. Wenn sich der Körper entwickelt, versuchen Betroffene, die Kontrolle über diese eigentlich normalen Veränderungen zu bekommen bzw. zu behalten, beispielsweise durch Gewichtsreduktion.

In anderen Fällen mangelt es an Selbstbewusstsein. Betroffene orientieren sich an Schönheitsidealen, verlieren aber mehr und mehr den klaren Blick auf sich selbst und die eigenen, körperlichen Ansprüche. Schnell ist ein Teufelskreis erreicht, bei dem Magersüchtige eine regelrechte Abscheu vor Lebensmittel und Speisen und eine damit einhergehende Angststörung entwickeln.

Genetische Ursachen

Ein großes, internationales Forscherteam aus über 20 Ländern um die Psychologin Hunna Watson hat vor Kurzem herausgefunden, dass es einen genetischen Zusammenhang zwischen Magersucht und bestimmten Stoffwechselerkrankungen gibt. Das könnte künftig ein weiterer Schlüssel bei der nachhaltigen Behandlung einer Anorexia nervosa sein. Denn um eine Magersucht erfolgreich zu therapieren, muss der Blick auf die Ursachen gelenkt werden. Dabei sind die genannten, pubertären Veränderungen und die daraus resultierenden psychischen Probleme nur ein möglicher Auslöser.

Soziale Einflüsse

Soziale Medien und das persönliche Umfeld sind ständige Einflussgeber. Manche Menschen nehmen diese Trigger – ganz gleich ob klar formuliert oder versteckt entgegengebracht – überaus ernst. Sie bewerten sich selbst negativ und wollen mit aller Gewalt ein Idealbild von sich schaffen. Entweder, um fehlende Anerkennung zu bekommen oder das eigene Selbstwertgefühl zu steigern. Das Körpergewicht ist bei diesem Vorhaben mit am einfachsten zu beeinflussen.

Magersucht kann aber auch eine Folge traumatischer Erlebnisse sein: Scheidung der Eltern, sexueller Missbrauch oder Vernachlässigung sind hier nur drei Bereiche, die nicht selten Auslöser einer Anorexia nervosa sind.

Magersucht als Folge einer Emetophobie

Magersucht kann aber auch in einer ganz anderen Phobie, als der Angst vor einer Gewichtszunahme, wurzeln. Um das herauszufinden, muss die Ursachenforschung mehrdimensional erfolgen. Menschen, die an einer Emetophobie, also der Angst vor dem Erbrechen, leiden, können magersüchtig werden.

Aus diesem Grund beschränke ich in meiner Praxis das Problem Magersucht bei Ursachenforschung und Therapie niemals allein auf die körperliche Situation und pubertäre Phase eines Betroffenen.

Ich habe in einem anderen Blog schon einmal ausführlich das Thema Emetophobie behandelt. Einfach ausgedrückt: Betroffene fürchten sich davor, sich übergeben zu müssen. Selbst Gedanken an bestimmte Nahrungsmittel können sie in Angst und Panik versetzen. Der Blick ist auf das eigene Erleben fokussiert.

Psychische Verbote führen zu körperlichen Symptomen

Der soziale Rückzug ist eine meist frühe Folge der Emetophobie. Später konzentrieren sich Emetophobiker vor allem auf die Ernährung: Einige essen nur noch Dinge, von denen sie sicher sind, dass sie kein persönliches “Risiko” für ein Erbrechen darstellen, wie beispielsweise trockenes Brot. Andere suchen zur Nahrungsaufnahme eine Form der begleitenden Ablenkung, beispielsweise das Fernsehen. All das schadet nachhaltig dem Körper, denn wichtige Vitamine und Nahrungsbestandteile werden nicht mehr in ausreichendem Maße aufgenommen. Doch das ist nicht alles.

Die Angst vor dem Erbrechen lässt einige Betroffene sehr schnell in eine Form der Magersucht abrutschen. Sie verlieren Gewicht, magern ab und üben Verzicht beim Essen. Alles deutliche Symptome einer klassischen Anorexia nervosa. Mit einem entscheidenden Unterschied: Betroffene verweigern sich im Grunde gar nicht der Gewichtszunahme, würden sogar gern normal essen. Allerdings können sie es schlichtweg nicht. Die Angst vor dem Erbrechen ist zu stark und hindert sie daran, sich unproblematisch und ohne emotionale Hürden zu ernähren.

Besondere Herangehensweise

Sie sehen, dass für eine nachhaltige Therapie in diesem Fall eine völlig andere Herangehensweise erforderlich ist. Nicht die Magersucht muss primär behandelt werden, sondern die zugrundliegende Phobie. Und bei der handelt es sich nicht um die Angst vor zu viel Gewicht, sondern die Angst, aufgenommene Nahrung nicht halten zu können.

Wie andere Angststörungen auch, ist die Emetophobie erlernt. Falsche Denkmuster, basierend auf einem bestimmten Erlebnis, haben sich festgesetzt und führen zu einem falschen Handeln. Was in der Vergangenheit nicht oder nur unzureichend verarbeitet, muss verarbeitet werden. Dabei hilft die auflösende Hypnose. Sie ist ein aktives Werkzeug, mit dem Betroffene nicht nur Zugriff auf das fehlerhafte Denken erlangen, sondern eigene Kräfte entwickeln, um Veränderungen herbeizuführen. Wer die Emetophobie als Auslöser einer Magersucht erfolgreich bewältigt, bekommt am Ende auch seinen Körper in den Griff.

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